Den Film mochte ich überhaupt nicht, ich sah ihn das erste Mal zu Ostern 2004 (wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht), natürlich wegen Hugh Grant, den ich damals sehr mochte. Das er im Film ein ziemlich A… loch spielt, verbesserte meine Meinung darüber nicht unbedingt. Außerdem hatte ich mir die Heldin immer anders vorgestellt als Renée Zellweger, die allerdings als Amerikanerin den Londoner Single Bridget Jones sehr glaubhaft verkörpert – viele Frauen scheinen sich in ihren täglichen Kämpfen gegen Übergewicht, ihrem Schwanken zwischen Selbstvertrauen und heulendem Elend à la „Ich bin so fett und hässlich“ sowie der ewigen Suche nach dem „Mr Right“ wiederzufinden, sonst wären sowohl Buch als auch Verfilmung (und die nachfolgenden Teile) nicht ein solcher Erfolg geworden.

Quelle: booklooker.de
Tatsächlich las ich das “Buch zum Film” mit Renée Zellweger auf dem Cover, doch gefällt mir diese ältere Ausgabe besser
Trotzdem war sie in meinem Kopf immer die dunkelhaarige, recht attraktive Dame, die mich von den Taschenbuchcovern von „Schokolade zum Frühstück“ und dessen Nachfolger „Am Rande des Wahnsinns“ anblickte. Letzteren las ich zuerst und fand ihn wunderbar, manchmal schreiend komisch, auf jeden Fall höchst unterhaltsam. Die Filmfassung hält sich bei Teil 2 ja leider kaum noch an die Vorlage, was zumindest in der einen köstlichen Episode auch schwierig geworden wäre, als Bridget ihren Schwarm Colin Firth trifft (das Allheilmittel für sie und ihre Freundinnen ist eine Szene aus der BBC-Version von “Pride and Prejudice“, in der er als Mr Darcy ins Wasser springt und dann im nassen Hemd durch die Landschaft stapft – ich sehe den Reiz daran nicht, aber er machte damals wohl etliche Zuschauerinnen sehr nervös) und sich dann mutmaßlich auf ihn stürzt, mit peinlichen Folgen. Während der „Bridget Jones“-Film in einem zugegebenermaßen sehr intelligenten Dreh gleich ihren potenziellen Mann für Leben, Mark Darcy (man beachte den Namen), mit Firth besetzte … Jedenfalls las ich „Schokolade zum Frühstück“ erst zwei Jahre nach „Am Ende des Wahnsinns“ und war erneut begeistert, der Humor scheint im Buch einfach besser zu funktionieren als auf dem Bildschirm.
In ihrem Tagebuch schreibt die Anfang-dreißigjährige Bridget, Lektorin in einem Verlag, über den ganz normalen Wahnsinn ihres Lebens. Das sich eigentlich wenig von dem anderer Großstadt-Singles unterscheidet: Sie fasst zu Silvester mal wieder einige gute Vorsätze: so will sie abnehmen, mit Rauchen aufhören und endlich ihr Singledasein beenden. Denn schließlich liegt ihre überfürsorgliche Mutter ihr schon lange in den Ohren, wann es denn so weit sei mit Hochzeit und Enkeln. Und sie tut ihr Bestes, um Abhilfe zu schaffen, indem sie ihrer Tochter regelmäßig vermeintlich aussichtsreiche Kandidaten vorstellt: wie etwa den Anwalt Mark Darcy, den Bridget aber auf den ersten Blick nicht ausstehen kann, nicht zuletzt weil er bei ihrem ersten Aufeinandertreffen in einem hässlichen Weihnachtspulli (typische englische Feiertagsbekleidung) rumläuft. Diese und andere Begebenheiten hält sie in ihrem Tagebuch fest, neben der täglich konsumierten Menge von Zigaretten, Kalorien und Alkoholeinheiten und diversen philosphischen Betrachtungen über die Unzulänglichkeiten von Diäten, Männern, Beziehungen etc. Die sie auch liebend gern und ausgiebig an weingetränkten Abenden mit Tom, dem typischen schwulen Kumpel, und ihren zwei besten Freundinnen Jude und Shazzer diskutiert. Ein Thema ist dabei nicht zuletzt Bridgets Chef Daniel, in den sie heftig verschossen ist und der zu ihrer Freude auf ihr Flirten nicht nur mit anzüglichen Bemerkungen eingeht. Seinen Ruf als notorischen Frauenheld ignoriert sie zunächst und lässt sich auf eine Affäre mit ihm ein, in der Hoffnung auf mehr. Dass das nur zu weiterem Herzschmerz führt, dürfte klar sein, ebenso, dass Mark sich am Ende als bessere Wahl herausstellt. Doch bis dahin gibt es etliche peinliche Momente, betrunkene Abende und Einträgen gespickt mit bildhaften Ausdrücken wie „Uäh“ oder so schönen Sätzen wie „Aba müdde jetz“.
2 Uhr nachts. Oh, warum bin ich nur so unattraktiv? Warum? Selbst Männer, die Hummelsocken tragen, finden mich schrecklich. Ich hasse das neue Jahr. Ich hasse alle. Außer Daniel Cleaver. Zum Glück habe ich noch von Weihnachten eine riesengroße Tafel Cadbury’s Vollmilchschokolade auf meinem Toilettentisch liegen und dazu ein witziges Minifläschchen Gin Tonic. Werde mir beides einverleiben und eine Kippe rauchen.
„Schokolade zum Frühstück“ ist ein Frauenroman wie er im Buche steht, mit allen guten und schlechten Seiten, die mancher mit diesem Genre verbinden mag (die Frage, die mir dabei durch den Kopf geht: Gibt es eigentlich auch „Männerromane“, also Bücher, die thematisch explizit auf Männer als Leser abzielen, mal abgesehen von Genren wie Sci-Fi oder Western, die mutmaßlich häufiger von Männern gelesen werden?): Natürlich kreisen auch die Gedanken von alleinstehenden Damen nicht ständig nur um ihr Gewicht, das andere Geschlecht und zu viel Alkoholgenuss – so oberflächlich ist hoffentlich keiner und in so absurde Situationen wie Bridget geraten sicher auch nur die wenigsten. Es ist eine harmlose, vergnügliche Lektüre für zwischendurch, die schnell süchtig machen kann, doch von der man bei einer Überdosis ebensolche Bauchschmerzen wie von einer zu großen Portion Schokolade bekommt.
